Snaefjallaströnd Circuit (Island)

An den Westfjorden liegt Hornstrandir, eine verlassene Region Islands, die hervorragende Bedingungen für Wanderungen abseits der Touristengebiete bietet und via kurze Schiffsüberfahrt von Isarfjordur zu erreichen ist. Einige Wanderrouten können in der Touristeninformation dieser Stadt recherchiert werden. Jedoch sind Pfade wenig bis gar nicht markiert, weswegen ein GPS-Gerät oder ein Kompass und eine topographische Karte unabdingbar sind. Die Fahrten der Boote sind saisonabhängig. Sollten diese nicht mehr übersetzen, gibt es Alternativrouten, wie den Snaefjallaströnd Circuit. Diese befinden sich auf der davorliegenden Halbinsel und können mit dem Auto erreicht werden.

Snaellfjordströnd Circuit

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Zurück nach Europa

Tag 1 Tag 2

 

17.09.2016 – 18.09.2016

 

Tag 1: Unadsdalur – Höfdaströnd, ca. 25 km:
Bei dieser Wanderung begleitet mich Miko, ein muskulöser Pole, der per Anhalter bei mir mitfährt. Gestern warnte uns ein drahtiger grauhaariger Isländer, dass der Winter komme und dies nicht die ideale Jahreszeit für eine Wanderung sei. „Der Winter naht“… Das Motto des Hauses Stark aus Game of Thrones passt ideal zu dieser kargen Landschaft und lässt mich in eine Fantasy-Welt eintauchen. Das erste Stück führt entlang ausgedienter Telefonmasten über eine unebene Wiese. Eine abwechslungsreiche bergaufführende halbe Stunde später, weicht der erdige Untergrund einer Steinfläche. Grüne Moos- und weiße Schneeflecken, untermalt von Bächen, vervollständigen den Landschaftszug, der mir bereits auf anderen Wanderungen durch Island begegnete.
Nach 2,5 Stunden erreichen wir die Spitze und können auf die andere Seite des Fjordes blicken. Überragend thront ein Gletscher zu meiner Rechten und scheint aufgrund seiner weiß-grauen Farbe mit dem Himmel zu verschmelzen. Das nächste Stück wird aus einem weißen, ziemlich steilen Eisfeld gebildet. Miko schaut mich fragend an, als ich dieses betrete, mich hinsetze und abstosse, – eine spannende, wenn auch leicht schmerzhafte Erfahrung, da sich einige Rillen zu spät bemerkbar machen. Als die Welt unten endlich aufhört zu verschwimmen, setzen wir den Weg fort.
Am Horizont erscheinen drei winzige Gebäude am Fjordrand. Die Wolken haben mittlerweile die Oberhand gewonnen und doch setzt sich ein einzelner Sonnenstrahl durch und malt einen kleinen Kreis direkt auf die weißen Gebäude vor dem riesigen Wasserlauf. Eine tiefe Wolke hält sich direkt über ihnen – ein beeindruckender Anblick. Den Weg kürzen wir leicht ab, indem wir nach links über die Hügelkette laufen, anstatt unten am Strand entlang. Als wir uns vor einer Sackgasse an einem steilen Abgrund wiederfinden, korrigieren wir die getroffene Entscheidung. Der Strandweg ist einfacher. Wir passieren scheinbar verlassene Gebäude und beschließen an einem Fluss zu zelten. Hier gibt es eine Erhebung, die dafür wie gemacht ist, da sie uns vor dem schlimmsten Wind bewahren kann. Mit tropfnassen Schuhen und Socken ziehe ich mich sofort in mein Zelt zurück, das auf einem leicht unebenen Untergrund aufgeschlagen ist.

 

 

Höfdaströnd – Unadsdalur, ca. 35 km:
Geweckt von der aufgehenden Sonne, beginnt der Tag. Nach dem gestrigen Regen habe ich mit diesem schönen Wetter nicht mehr gerechnet. Meine gute Laune verfliegt jedoch kurze Zeit später, als ich feststelle, dass ein Reißverschluss meines linken Zeltes sich nicht mehr schließen lässt. Da dadurch weniger Wetterschutz möglich ist, entschließe ich mich, heute direkt bis zum Zielpunkt zu laufen. Wir packen zusammen und erreichen eine Stunde später ein verlassenes Dorf. Die ersten Blicke fallen auf ein Haus und eine Kirche mit einem einsamen Kreuz davor. Im Hintergrund werden die Wellen an den Strand gewirbelt, links türmt sich ein Berg, den wir überwinden müssen. An dieser Stelle trennen wir uns für einige Zeit, da ich den Weg verkürze und eine alte Gondel finde, die über dem 3 Meter breiten Fluss gespannt ist. Die Stahlseile scheinen noch in Ordnung zu sein, so ziehe ich das Gefährt zu mir und steige ein. Ich ziehe an einem der Seile und befinde mich kurze Zeit später mit trockenen Füßen auf der anderen Seite.
Es folgt ein Grasabschnitt mit knietiefen, von Gras überwachsenen Furchen, bevor sich an der Nordseite des Berges ein erkennbarer Pfad aufwärts zeigt. Der Geschmack der hier beheimateten Blaubeeren erhellt die Stimmung. Oben angekommen werden wir von deutlich sichtbaren Steinhügeln geleitet. Zu unserer Rechten fällt der Berg steil ins Meer ab. Dank des guten Wetters eröffnet sich dadurch ein beeindruckender Ausblick auf die andere Seite des Fjords.
Eine Stunde später liegt der Fels hinter uns und es geht zum Meer hinab. Das Salzwasser hat sich soweit zurückgezogen, dass wir uns auf dem noch feuchten Watt ohne Mühe fortbewegen können. Begleitet vom Sonnenschein, sehen wir auf unserer rechten Seite, wie uns einige Seehunde beobachten. Nachdem deren Neugierde gestillt ist, verschwinden sie schnell mit einem hörbaren Platschen unter Wasser. Auf unserer Linken findet sich eine Gebirgslandschaft. Steile Basalttürme bilden deren Spitze und alle 100 Meter erscheinen Wasserfälle von unterschiedlicher Breite, Länge und Stärke. Es ist später Nachmittag, als der Weg in einem schnellen Tempo von etwas Weißem gekreuzt wird. Es gelingt uns gerade noch den Polarfuchs zu identifizieren, bevor er bereits wieder verschwunden ist. Wenige Minuten später blicke ich in Richtung des Meeres. Überraschend taucht dort, umgeben von an das Ufer gespülten Algen, das kleine weiße Wesen wieder auf und sucht scheinbar nach Nahrung. Wir lassen diese Szene einige Fotos später hinter uns und folgen dem von Gestrüpp überwucherten Pfad.
Gegen 19 Uhr und 9 Stunden Wanderung sehen wir die ersten Gebäude von dem Platz, an dem ich Leo, meinen Wohnvan, geparkt habe. Erschöpft wasche ich mich kurz im nahegelegenen kalten Fluss, bereite eine kleine Abendmahlzeit zu und verschwinde für die Nacht in meinem Bett.

 

Zusammenfassung: In diesem abseits gelegenen Trekkinggebiet kann noch die echte Seele Islands gefühlt werden. Wie sie einmal war, bevor der Massentourismus Einzug erhalten hat. In dieser unverfälschten Wildnis warten auf einen zwar nicht die als typisch angesehenen isländischen Gegebenheiten, wie Vulkangestein und Schwefelquellen, dafür ist die Landschaft lebendiger und lädt zum Eintauchen in eine andere Welt ein. Wer die Augen offen hält, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit einzigartige Begegnungen mit Wildtieren, wie dem Polarfuchs und Seelöwen, in Erinnerung behalten dürfen.