Wandern auf dem Gokyo-Trek im Himalaya – ein Abenteuer auf über 5.000 Höhenmetern (Nepal)
Mt. Everest, 8.848 Meter über dem Meeresspiegel… der höchste Gipfel der Welt. Seit jeher strahlt er eine magische Anziehungskraft aus, die nicht nur Bergsteiger, sondern auch Wanderbegeisterte anzieht. Im Himalaya-Gebirge treffen sich in der Hauptsaison Oktober und November verschiedenste Menschen aus der gesamten Welt: täglich starten über 400 Personen Ihren Weg zum Everest Base Camp (EBC) oder um den Anapurna herum. Unsere Wahl fällt auf den Gokyo-Trek, da dieser noch nicht überlaufen sein soll. Danach wird es über den Cho La Pass den EBC-Trek wieder zurück gehen. 20 Tage, zwischen 3.000 und 5.500 Höhenmetern, Nächte bis tief in die Minusgrade… klingt nach einer spannenden Herausforderung.
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Erste, breite Hindernisse
Ein guter Start: Vishnu, unser Gastgeber in Kathmandu, organisiert für uns einen Flug mit dem Hubschrauber nach Lukla. Das Dorf ist der offiziellen Ausgangspunkt für den Gokyo-Trek und liegt auf 2.680 Metern. Begleitet vom donnernden Scharren der Rotorblätter schweben wir über die Dunstglocke der nepalesischen Hauptstadt. Hinweg über Reisfelder und kleine Dörfer, bis wir neben der weltweit kürzesten Landebahn aufsetzen.
Noch ein Snack, bevor wir uns auf den Weg machen: Reis mit Gemüse, ein typisches Gericht. Am Ende des Dorfes zahlen wir eine Gebühr von RS 2.000, die seit Oktober 2017 die TIMS-Karte ersetzt. Bergab führt uns der Pfad zu den ersten Mani-Blöcken: Riesige Felsen auf der Erde oder kleine Tafeln in der Mitte der Orte. Überzogen sind diese mit buddhistischen Gebetsformeln, gemeißelt oder gemalt.
In Cheplung begrüßt uns ein großer Stupa, ein kunstvolles Bauwerk des Buddhismus, das an eine Rakete erinnert. Als wir diesen passieren, weist uns ein freundlicher Nepalese auf die Bedeutung der Richtung hin. „Ihr müsst im Uhrzeigersinn vorbei, nicht dagegen“. Gesagt – getan, von nun an halten wir uns an den Brauch.
Abenteuerliche Ereignisse: Schmale Hängebrücken sind über die weiten Schluchten gespannt. Kühe und Träger mit überdimensionalen Lasten kommen uns entgegen, betreten diese von der anderen Seite. Wir sehen ein, dass wir nicht vorbei kommen und lassen geduldig Tiere und Sherpa passieren. Danach wagen wir uns selbst auf das wackelige Gebilde.
Phakding liegt auf halber Strecke zwischen Lukla und Namche Bazar und somit ideal für die erste Übernachtung auf dem Gokyo-Trek. Die Preise scheinen einheitlich, etwa 200 Rupien je Zimmer. Vorausgesetzt man nimmt die Mahlzeit ebenfalls dort ein. Sogar Duschen gibt es – entscheiden müssen wir uns aber zwischen eiskaltem oder feurig heißem Wasser.
Die Farben des Buddhismus
Heute wird es anstrengender: Von 2.610 Meter hinauf auf 3.440… Ein Level, auf dem sich die Höhenkrankheit bereits ausbreiten kann, wenn man die Strecke zu schnell zurücklegt. Aus diesem Grund ziehen wir ein gemütlicheres Tempo vor. Den Träger vor uns können wir ohnehin nicht überholen – das Gewicht seines Gepäcks schätze ich auf 100 kg, etwa das Doppelte seines eigenen. Die Breite der Ladung füllt den kompletten Weg aus. Gemächlich folgen wir ihm, bis er sich an einer Schlucht erschöpft auf einen Baumstamm setzt und wir ihn überholen können.
Während wir eine lange Hängebrücke queren, bewundern wir die tibetischen Gebetsflaggen, die über ihr gespannt sind. Fünf Farben symbolisieren fünf Elemente: Rot für Feuer, Grün für Wasser, Gelb für Erde, Weiß für Luft und Blau für den Himmel. Eine Stunde später erreichen wir dann den Eingang zum Nationalpark Sagarmatha. Hier entrichten wir erneut eine Gebühr, diesmal 1.500 Rupien pro Person. An der Wand hängt eine Statistik: 12.000 Menschen wollten alleine im Oktober diesen Jahres den Everest bewundern.
Begleitet von Pferden, Eseln und Kühen folgen wir dem Strom der Touristen bergauf. Auf unserer linken Seite können wir ein einheimisches Paar bei der Feldarbeit beobachten – Gemüseernte auf 3.000 Metern. Plötzlich sehen wir ein kleines Etwas über den Pfad huschen. Das kuschelige Hermelin mit seinen weißen Pfötchen wirft uns mit kleinen schwarzen Kulleraugen einen neugierigen Blick zu, bevor es in seinem Bau verschwindet.
An einem Checkpoint zeigen wir unsere Passierscheine, bevor wir die letzten Kilometer nach NamcheBazar beschreiten. Eine Herberge ist schnell gefunden. In unserem Zimmer erwartet uns eine atemberaubende Aussicht: Wir blicken über das gesamte Dorf, den Hang darunter und ein Gipfelpanorama im Hintergrund, das die untergehenden Sonne in ein tiefes lila taucht.
Akklimatisations-Tage
Wir planen mit ein bis zwei Ruhetagen, um uns an die Höhe zu gewöhnen. Wir haben Glück, an einem Samstag hier zu sein – somit steht ein Besuch des Wochenmarktes an. Auf dem Erdboden liegen Decken, auf denen die Händler Ihre Waren zur Schau stellen. Kaum zu glauben, dass all das auf den Rücken von Portern und Tieren hier hoch befördert wurde. In einer Hütte am oberen Ende hängen frische Rinderlenden und Schafskeulen. Wir erstehen eine Großpackung Tee, weshalb es von nun an genügt, in den Teehäusern heißes Wasser zu bestellen. Wir versorgen uns noch mit Toilettenpapier und Taschentücher – in der Stadt Grundversorgung, weiter oben Luxusgüter.
„Um sich an die Höhe zu gewöhnen, soll man sich bewegen“… haben wir gelesen. Also bleiben die Rucksäcke in der Herberge, während wir einen Spaziergang am Nachmittag machen. Überrascht halten wir inne, als wir einen stechenden Duft von Tannennadeln in der Luft wahrnehmen. Die Herkunft ist bald gefunden: Hinter der nächsten Kurve liegt ein Häufchen mit glimmenden Ästen am Boden, wohl ein weiterer Brauch des Buddhismus – eine Religion voller Duft und Rauch.
Auf dem Rückweg erfreut uns die Nepal-Tierwelt mit einem blau-bunten Himalaya-Glanzfasan und den ersten richtigen Yaks.
Am zweiten Akklimatisations-Tag nehmen wir den Rundweg über Khumjung nach Khunde, zwei authentische Bergdörfer. Später Nachmittag ist die ideale Zeit für einen Besuch des hiesigen Tempels, da die meisten Touristen hier vormittags erscheinen. Mit einem Lächeln öffnet uns ein freundlicher Mönch die Pforte mit dem Hinweis: „Die Schuhe müssen draußen bleiben“. Doch die beeindruckenden Bilder dürfen nur im Gedächtnis gespeichert werden, fotografieren ist nicht erlaubt.
Entspannt treten wir den Rückweg nach Namche an. Eva hat aufgrund der Höhe noch mit einem leichten Schwindel zu kämpfen, ist sich aber sicher, dass sich das morgen legen wird.
Ausblick auf Teil 2: Authentische Übernachtung
Zu dritt verlassen wir dann Namche Bazar, die „Hauptstadt der Sherpa“ – Eric hat sich uns angeschlossen, um bei seiner ersten großen Wanderung etwas Gesellschaft zu haben. Der junge Malaysier mit blondierten Haaren ist ein willkommener Mitspieler der abendlichen Kartenrunden…