Denali (USA)
Der Denali Nationalpark! Diese ungezähmte Wildnis, die mit dem Mt. McKinley die höchste Erhebung Nordamerikas beherbergt, durchstreifen Grizzlybären, Rothirsche und Elche. Aufgrund der Abwesenheit von vordefinierten Routen und den demzufolge beinahe unendlichen Trekkingmöglichkeiten stellt dieser das ultimative Abenteuer für jeden Wanderfan dar.
Denali
Eindrucksvoll: Zusammentreffen mit der Wildnis
Lernen durch Erfahrung: Das Lesen von topographischen Karten
Zelten auf dem Rücken des Mt. Eielson
Eindrucksvoll: Zusammentreffen mit der Wildnis
Zwei Ranger, die sich sowohl mit ihrer wilden Frisur und Bart sowie mit ihrem Outfit so sehr ähneln, dass es scheinbar in der Jobbeschreibung als Voraussetzung für die Stelle angegeben ist, begrüßen die Wanderinteressierten in der Informationshütte. Ich erhalte für die Verpflegung einen bärensicheren Behälter und gebe die Sektoren an, in denen ich übernachten werde. Um sicherzustellen, dass die maximale Anzahl an Gästen je Sektor nicht überschritten ist, wirft der grimmig dreinschauende Parkwächter einen Blick auf die Tafel, die neben ihm hängt. Letzte Sicherheitsunterweisungen per DVD, damit das unwahrscheinliche Zusammentreffen mit einem Grizzlybären möglichst glimpflich ausgeht und es geht in den Bus.
Dieser befährt regelmäßig die einzige Straße, die es in diesem Park gibt. Mit offenem Mund bestaune ich aus dem Fenster heraus die unberührte Natur. Am Horizont thront der schneebedeckte Mt. Denali, der so wirkt, als ob er mit Puderzucker bestreut wäre. Unsanft werde ich aus meinen Gedanken gerissen, als der Bus plötzlich anhält und der Fahrer „Sektor 10“ nach hinten ruft. Ein Blick auf meinen Zettel verrät mir, dass ich damit gemeint bin. Ich steige aus, ziehe meinen Rucksack aus dem Kofferraum und blicke mich unsicher um. Wenige Sekunden später ist der Bus bereits hinter der nächsten Kurve verschwunden. Ich stehe alleine auf der Straße. Die weite Wildnis vor mir.
Weit werde ich heute nicht kommen. Aufgrund des bärensicheren Behälters, habe ich 2 Kilogramm mehr auf dem Rücken. Ich prüfe Karte wie auch Kompass und spaziere entlang eines Flussbettes, durch das nur noch ein kleiner Wasserlauf fließt. Zwei Stunden halte ich durch, bevor ich auf der rechten Seite eine bequeme Grünfläche erkenne – ideal geeignet für ein Zelt.
Lernen durch Erfahrung: Das Lesen von topographischen Karten
Gestärkt durch Kaffee und Haferbrei begebe ich mich wieder auf das Flussbett. Derweil tanzt die Sonne mit den Wolken und zwischen zwei Bergen zu meiner Linken bildet sich ein Regenbogen – ein Anblick zum Genießen. Heute muss ich zum Sektor 12 wechseln und biege nach rechts ab, eine große Erhebung vor mir. Nach der Hälfte der steilen Strecke muss ich, um weiter nach oben zu gelangen, ansatzweise zum Freeclimbing übergehen – ein sinnfreies Unterfangen. Zurück an einem darunterliegenden Plateau prüfe ich erneut die Karte. Nach einem weiteren Kaffee wird mir die Bedeutung der Linien bewusst, vor allem derer, die sehr eng nebeneinanderliegen.
Ich erstelle mir also einen alternativen Plan, lasse den unbezwingbaren Hügel rechts liegen und stiefele über eine eher ebenere Fläche. Eine weitere Schwierigkeit erkenne ich später in den Furchen, die getaute Gletscherzungen hinterlassen haben. Die Qual der Wahl besteht darin, geradlinig diese hinunter und auf der anderen Seite wieder hinauf zu kraxeln oder einen Umweg in Kauf zu nehmen und über die Mündung zu laufen.
Von Sektor 12 trennt mich nur noch ein letzter steiler Anstieg, der es allerdings in sich hat. Der bisher überwiegend erdige Untergrund wird von Steinen abgelöst, die mich mit jedem Schritt einen halben zurückrutschen lassen. Entkräftet stehe ich nach einer anstrengenden halben Stunde auf dem Grat und blicke zurück – erneut durchzieht ein bunter Regenbogen die braungraue Hügellandschaft. Um der Wolkenwand, auf der dieser gemalt ist, zu entkommen, mache ich mich direkt an den Abstieg. Die Eile stellt sich im Nachhinein als eine gute Idee heraus – ist der obere Teil des Berges eine Viertelstunde später in einen dichten Neben gekleidet. Die Temperatur fällt, sowie auch einige Regentropfen. Erschöpft schlage ich mein Zelt auf, zwar in einer unbequemen Schräglage, doch der Lockruf des Schlafsackes ist für meine verkrampften Beine zu stark um einen besseren Platz zu suchen.
Zelten auf dem Rücken des Mt. Eielson
Ein gesunder Schlaf gehört zum Wandern dazu – leider war mir ein solcher weder in dieser noch in der Folgenacht vergönnt. Nach ein paar Stunden auf und ab finde ich keinen besseren Zeltplatz als inmitten des steinigen Flussbettes – ebenerdig, jedoch unbequem. Früh wird der Frost am Zelt entfernt und ich in der Ferne von der eisig glitzernde Sunrise Glacier begrüßt. Die Temperatur fällt mit jedem Meter Höhenmeter, den ich gewinne. Mehr rutschend als gehend überquere ich einen Ausläufer dieses Gletschers, bevor es auf der anderen Seite zu einem Pass hochgeht.
Auf der anderen Seite ist das Vorwärtskommen bergab einfach – zumindest bis ich unten an der Schlucht einen Fluss antreffe, der sich von der einen auf die andere Seite und wieder zurück schlängelt. Ich versuche, meine Füße trocken zu halten und mit meinem aufgelesenen Wanderstab von Stein zu Stein zu balancieren oder auf die andere Seite des Wasserlaufs zu springen – keine einfache Aufgabe mit dem immer noch schweren Rucksack auf dem Rücken. Nach einiger Zeit kann ich einen Blick auf meinen Zeltplatz werfen. Diesen bildet ein Ausläufer des Mt. Eielson, der auf einem grasbewachsenen Plateau endet. Eben dieses Plateau erscheint mir ideal – wäre da nicht ein breiter Fluss, der mich von meinem Zielpunkt trennt. So endet der Tag für mich, mit einer 270 Grad Aussicht auf das breite Tal unter mir, im Schutze des Berges – ein Platz der die nassen Füße, die ich zum Schluss bekam, in jedem Fall wert ist.
Als ich am nächsten Morgen meine Zeltplane zurückschlage, werde ich von einer Herde Karibus begutachtet, die doch direkt das Weite suchen. Einen letzten Kaffee, bevor ich den Weg Richtung Norden, Richtung Straßen, Richtung Zivilisation einschlage.
Zusammenfassung: Zusammenfassung: 2 Tage nach meinem Besuch wagte ein Besucher sich zu nahe an einen Grizzlybären heran – ein Aufeinandertreffen, dem er nicht lebend entkam. Für die Wanderer jedoch, die einen gesunden Menschenverstand an den Tag legen und sowohl mit Orientierungssinn als auch Kenntnissen im Kartenlesen ausgestattet sind, ist der Denali das Paradies auf Erden.
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